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Video: Das Tischgebet
  
          
SENTEMENTOL - Stacheldraht



TISCHGEBET

Lieber Gott, der Tisch ist gedeckt,
nun mach, dass auch alles schmeckt.
Salmonellen, Würmer, Maden,
wollen wir heute nicht im Essen haben.
Mach, dass bitte keiner motzt
und während dem Essen kotzt.
Bewahre uns vor Übergewicht,
und dass man sich die Gabel ins Auge sticht.
Und bevor ich es vergesse,
wache über unsere Verdauungsprozesse,
damit das Klo weiter blankt und blitzt,
und kein Durchfall durch die Schüssel spritzt.
Amen.


von Alfons Bauer 3


A GSCHLACHTE BRÜLLN

Ich hob a neie Brülln mir kaft,
dej im Winta allaweil alaft,
wenn ich vo da Költ ins Worme kumm,
ja, des is a ganz a windigs Drum.

Damid kann ich kaum nu wos seng,
warum ich dann gega mei Klodir renn,
oda ich tritt af mei Persakatz,
dej mir dann in Fouß zerkratzt.

Drum hob ich mir Gedankn gmacht,
und hob dej Brülln mim Hackl gschlacht,
hob ihr Stickln in Entsafta kippt,
und a Lösungsmittl nouchegschitt.

Dabei san Aungtropfn assakumma,
und dej hob ich glei zu mir gnumma.
Ich hobs in a Pipettn gstopft,
und in mei Aung eine tropft.

Ja Himml, des hat da wej da Deifl brennt,
und as Aungwassa is ner so asagrennt.
Mei Aungdeckl hom zuckt als wia
und erstmal hobe bloß nu gschria.

Ich hob d' Hend gega mei Aung druckt,
hob gwort bis des nimma zuckt.
Irgendwann is da Schmerz dann wega gwen,
und ich hob bessa wej a Adler gseng.

Leida wor da Nachbarin ihr Fensta offn,
und sie ist nackad im Bad ummagloffn.
Sie wor die personifizierte Hässlichkeit,
dou hats me gwirgt und ich hob gspeid.

Ja, a wenn guade Aung an Vorteil bringa,
machns teilweise doch as Lem a schlimma.
Dou is dann is bessa man sigt richtig schlecht,
wenn ma nird jedn Doch kotzn mecht.


von Alfons Bauer 3


ZEITENSCHEIN

Gedanken, die durch alte Zeiten wühlen,
verblasst, verklärt und doch unversehrt.
Man kann sie klar und deutlich fühlen,
in einem Hauch der sich rückwärtskehrt.
Was wurd nicht alles offeriert?
So wird die Möglichkeit nun gewahr,
doch nichts hat sie konserviert,
man hat gewollt, gehofft, doch nichts geschah.

Hätt ich nur, ach hätt ich nur.
Was wäre dann? Was wäre wenn?
Hätt ich nur, ach hätt ich nur.
Was wäre dann? Was wäre denn?

Wein den Geistern nicht hinterher,
lass sie ziehen, lass ziehen.
Und fällt die Akzeptanz auch schwer,
lass sie ziehen, lass sie ziehen.

Begebenheiten, die im Jetzt passieren,
während die Tage weiter reifen,
wird man später umdefinieren,
wenn wir ihren Schein begreifen.
Egal, wie später definiert,
jeder Schein hat eine Möglichkeit.
Wird er zu lang ignoriert,
ist er fort, vertan und vorbeigeeilt.

Hätt ich nur, ach hätt ich nur.
Was wäre dann? Ist keine Wahl.
Hätt ich nur, ach hätt ich nur.
Was wäre dann? Das ist egal.

Wein den Geistern nicht hinterher,
lass sie ziehen, lass ziehen.
Und fällt die Akzeptanz auch schwer,
lass sie ziehen, lass sie ziehen.
Denn jede Zeit hat ihren Schein,
hat ihren Schein, hat ihren Schein.
Und nichts mehr als verklärter Reim,
bleibt vom Zeitenschein, von seinem Schein.


In jedem Schein ein Hauch vom Glücke glimmt,
der leuchtet bis zum letzen Atemstoß.
Und wer ihn nutzt, auch die Zeit gewinnt,
und alles andere ist bedeutungslos.


von Alfons Bauer 3




DER STADTPLAN UND DIE KAUTSCH


Ja, da behauptet der doch, dass er seine alte Kautsch schon vor 54 Jahren auf den Sperrmüll geschmissen hätte und sie dort umgehend von einem schlecht gefalteten Stadtplan einer versunkene Stadt gefressen wurde. So ein Blödsinn!
Ein Stadtplan von einer versunkenen Stadt. Da hätte er schon Kapitän Nemo persönlich kennen müssen, damit ich diesem Wirrnis der Worte meinen aufrichtigen Glauben schenken kann.
Aber mit zunehmendem Alter glaubt man nicht mehr alles, was einem erzählt wird, und bringt dem Gesagten generell eine grundlegende Skepsis entgegen.

54 Jahre alt war ich vor etwa 8 Jahren einmal, doch mittlerweile bin ich weit über 86 und habe immer noch meine Milchzähne. Einen Stadtplan habe ich natürlich auch, und zwar nicht von einer versunkenen, sondern von einer geheimen Stadt auf dem Mond. Sollte ich dorthin einmal entführt werden, dann weiß ich wenigstens, wo sich die nächste öffentliche Toilette befindet.
Der Stadtplan liegt meistens ausgebreitet auf meiner Kautsch, macht es sich dort gemütlich und nimmt mir den ganzen Platz weg.
Früher hatte ich sogar einen Hund, doch dieser wurde von einem Kobold gefressen, als er meinen Nachbarn in sein Holzbein beißen wollte. Seitdem habe ich bloß noch die Läuse in meinen Haaren.

Weil ich aber auf meiner Kautsch keinen Platz mehr zum Fernsehen habe, sitze ich jeden Tag mehrere Stunden direkt auf dem Fernsehgerät und beobachte ausgiebig die Kautsch. Jedes mal meint sie zu mir, dass sie glaube, dass der Stadtplan noch sein ganzes Leben vor sich hätte, und das, obwohl sein Straßennetz seit über 40 Jahren veraltet ist.
So ein Blödsinn! Ich denke eher, dass es der Kautsch an einer grundlegenden Portion Zurechnungsfähigkeit mangelt. Sie sollte lieber ein paar Tabletten schlucken oder ihre Federn zur Entspannung in die Steckdose stecken. Vielleicht reicht es aber auch, wenn ich ihr ein ekelhaft stinkendes Beistellkästchen zur Aufheiterung zur Seite stelle oder einfach den alten Stadtplan gegen einen neuen ersetze, was wahrscheinlich das beste ist, denn das Straßennetz, auch das von bekannten irdischen Städten, ändert sich ja oftmals im Sekundentakt.

Aber ich bin so unschlüssig, welche Handlung ich ausführen soll. Hätte ich doch damals nur auf meine Mutter gehört. Sie meinte immer: „Unnützes Kind, kauf keine Kautsch, sondern einen Klappstuhl, damit kannst du jeden Stadtplan erschlagen!“
Doch dafür ist es nun zu spät, denn die Kautsch werde ich so schnell nicht mehr los.

von Alfons Bauer 3



DER HEXENRING


Es war als ich nachts durch einen Dornwald ging,
dort sah ich des Mondes Silberstrahl,
der mich sofort in seinen Bann einfing
und er führte mich zu einem Hexenring.

Es war ein großer Kreis von Pilzen,
geschossen aus dem Erdenreich,
wo Hexen um ein Feuer tanzten,
fast wie in einem Märchenreich.
Die Hexen waren sehr, sehr hässlich,
ihre Nasenbuckel waren operiert,
geschminkt waren sie ganz grässlich,
und ihre Warzen aufsilikoniert.    

Sie scherten sich um mich in Scharen,
boten über tausend Dinge feil,
darunter so manche Tupperwaren
und auch manch altes Sperrmüllteil.    

Kaufe, kaufe, oder wir beißen Dir die Nase ab!

Ich kaufte ein altes Gartenzelt,
der Mond wollt Vermittlungsgebühr,
die Hexen nahmen all mein Geld,
und ich bekam gar nichts dafür!    
Kichernd rauschten sie von Dannen,
nachdem sie mich um Hab und Gut betrogen.
Aus den Pilzen schlugen Flammen,
und der Mond lachte ganz weit oben.    

Ich wollt dem Mond das Maul einschlagen,
hat er doch zu hämisch gelacht.
Wollt ihn auf Schadensersatz verklagen,
da hat er sein Licht ausgemacht.    

Dunkel, dunkel ist nun gar des Mondes Silberlicht.

Dunkel wars im Hexenring
Pleite war ich im Hexenring!
Brandpilze warn im Hexenring!
So ein blöder Hexenring!

von Alfons Bauer 3



DAS SOMMERREZEPT


Für wahre Genießer, Gourmets und heimliche Marienkäfer:

BLATTLAUSBROTAUFSTRICH

Man nehme eine Kelle und entferne mit dieser 200g Blattläuse
von Büschen und Bäumen und klopfe diese in eine Schüssel.
Dann zerstampfe man die Blattläuse mit einer ausgestopften Ente bis eine homogene Masse entsteht.
Über diese träufle man das Sekret von 12 jungfräulichen Ameisen.
Nun rühre man das ganze so lange um,
bis einem der Arm abfällt - dann ist der Aufstrich fertig.
Danach streiche man den leckeren Blattlausbrotaufstrich
auf eine angerösteten Kuhfladen und man möge genießen, genießen und genießen.
Hmmmm! Njam, njam, njam! Lecker!
Guten Appetit!

von Alfons Bauer 3




APRIL! APRIL!

Der März sprach zum Juli: „So, nun dann bin ich der Januar!“
Da bekam der leichtgläubige Juli Hunger und wollte sich bei den Heiligen Drei Königen eine Weihrauch-Myrrhe-Pizza bestellen.
Schnell rief er den Lieferservice an, worauf ihm das Neujahr mitteilte:

„Wegen Quartalsverschiebungen neun Monate geschlossen“.

Traurig begab sich der Juli zum Januar zurück und fragte diesen nach überbackenen Neujahres
nachos. Höhnisch lachend ließ nun der Januar seine Maske fallen, gab sich als der personifizierte März zu erkennen, schrie: „April! April!“ und lachte sich solange krumm und scheckig, bis er im Dezember vom Knecht Ruprecht in einen stinkenden Sack gesteckt wurde und für jedes zwölftausendste Schaltjahr auf dem Kalender Hausverbot bekam.


von Alfons Bauer 3



DIE VOLLENDUNG DER SAUWERDUNG

Als all die interessanten und sinngebenden Aufgaben verteilt wurden, stand Er in der ersten Reihe. Doch dann wurde Er von seiner unsichtbaren Hand ergriffen und ganz nach hinten gestellt.
Eine grelle Stimme ertönte meinend dazu: „Du bist ja eine selten blöde Sau, nun kannst du dich zukünftig im Dreck suhlen“. So tat Er wie ihm auferlegt und ließ sich dämlich grunzend Schweineohren und ein Ringelschwänzchen wachsen und sah dabei zu, wie sein Saumagen vom Universum verschlungen wurde.


von Alfons Bauer 3



DA BLITZ

Du hast gmoint, da Blitz is a blejda Drack,
mid zu vl Ozon am Elektronensack.
Der sein Zielpunkt niemals trifft
und nachts in d’ Wolkn eine schifft.

Um den Blitz so richtig oins ei zu wirgn,
gejhst bei jedn Gwitta im Wold spaziern.
Wal wenns neba dir schebert, kracht und klirrt,
bist du hejchstns leicht amüsiert.

Du hast gsagst, da Blitz haud imma ner danebn,
reckst du ihm a dein Orsch entgeng.
Und du schenkst nan a an feichtn Schoars
wal da Blitz eh nix dageng zu machn woaß.

Doch gestern hast di verspekuliert,
dou had da Blitz dein Orsch avisiert,
denn mid sein nigl nogl neia Zielvisier,
isa etz vl päzisa als dej Klopapier.

Blitzartig hada in di eigschlong,
und die nächstn Johr wirst du Durchfall hom.
Oba dei Orsch had gspieglt, blitzt und blankt,
und wor richtig saba, in Blitz sei’s gedankt!

Seit dem bist du mehr als glodn,
funktionierst sogor als Händiladestation.
Stejhst unta Spannung vom Scheitl bis zur Zejha
und bringst a jede Birn zum Glejha.

Ja, dank ana guadn Überdosis Strom,
bist du etz iberall die neie Attraktion,
und bei jeda Geburtstagsfeia,
kannst du beim Rülpsn Funkn speia.

von Alfons Bauer 3



GEDANKEN REBELIEREN, WORTE BLEIBEN STUMM

Öfter als es ratsam ist,       
seh ich dich seit Jahren.       
Doch selten in der Wirklichkeit,   
musst erkennend ich erfahren.   
Meist nur in der Gedankenwelt   
nicht erreichter Harmonie,       
und egal worauf ich auch hoffe,   
ein Gespräch mit dir ergab sich nie.

Und ich warte, warte auf die Gelegenheit,
die nach dem Erschaffen ich vernichte.
Und ich warte, warte auf die Gegebenheit,
die ich unbewusst zu Grunde richte.

Ref:    Gedanken rebellieren,
Worte bleiben stumm.
Zwiegespalten in der Angst,    
keine Überwindung.   
Gedanken rebellieren,
Worte bleiben stumm.
Gedanken rebellieren,
doch die Worte bleiben stumm,
bleiben stumm, stetig stumm!

Ich kann dich nur ansehen,
mit all meinen Gedanken.
Muss auf Unmögliches hoffen,
bleibt es auch unverstanden.
Hinfern jeder Gedankenwelt,
sitzn wir uns gegenüber,
doch Worte fließen wieder nicht,
der Moment zieht ungenutzt vorüber.

Und ich hasse, hasse diese Gelegenheit,
in der mein Zweifel mich verzagte.
Und ich hasse, hasse diese Gegebenheit,
in der ich wieder nur versagte.

von Alfons Bauer 3




GEDANKEN ZUR WIEDERANSIEDLUNG DES WOLFES

Na klar kann man sich darüber aufregen, über diesen Wolf, der in den bayerischen Wäldern einen Borkenkäferbekämpfungselefanten gerissen hat. Der Wolf erobert sich eben sein altes Wohngebiet zurück und macht dabei nicht einmal vor Elefanten halt.
Doch trifft den Menschen eine nicht geringe Mitschuld?
Immerhin war es dieser, der den Wolf einst erschuf. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als vor tausenden von Jahren diverse Kreuzungen von zahmen Füchsen und durchgeknallten Wildschweinen zur Entstehung der ersten Hunde führten. Diese Hunde waren teilweise blöder als es der örtliche Schamane erlaubte und die allerblödsten, also die, die den Waldgeist nicht bissen und immer in den Feuerplatz schissen, wurden schließlich in die sumpfigen Wälder vertrieben und führten dort ein wildes Dasein, bis sie sich letztendlich zum Wolf weiterevolutionierten. Deswegen ist der Wolf prinzipiell nichts anderes wie ein ausgewilderter Hund, auch nach den tausenden von Jahren, die seit dem vergangen sind, der durchaus wieder in die hiesige Hundegemeinschaft integriert werden kann. Man sollte deswegen einfach in wolfkontaminierten Wäldern Hundeknochen und Hundekörbchen verteilen und an wohlplazierten Stellen Hundekratzbäume aufstellen, der Rest wird sich dann von alleine ergeben, wenn der Zeit die notwendige Geduld zur Verfügung gestellt wird.
Viel dringlicher ist aber die Frage, ist es wirklich sinnvoll, zur Bekämpfung der Borkenkäfer dressierte Elefanten einzusetzen?

von Alfons Bauer 3




MEINE ELTERN SIND GESCHWISTER


Ich wohne im tiefen grünen Wald,
allein mit  Mutter und Vater.
Bin schon über sieben Jahre alt,
und werde irgendwann Sexualberater.
Meine Eltern sind die besten der Welt,
zumal ich niemand anders kenne.
Und was ihnen ganz gut gefällt,
ist, wenn ich sie Onkel und Tante nenne.

Leichte Probleme hab ich beim Gehen,
und mit der Motorik meiner Glieder.
Doch dafür bin ich schizophren,
und problemlos erkennt man mich wieder.
Denn meine Stirn ist auch mein Kinn,
und auf meiner Nase sind die Ohren.
Das alles ist nicht weiter schlimm,
weil meine Eltern gerne darin bohren.

Denn meine Eltern sind Geschwister
und das finde ich toll.
    Es steht im Geburtsregister,
    und ich geb’s gern zu Protokoll.
    Meine Eltern sind Geschwister,
    da singe ich Hurra!
Meine Eltern sind Geschwister,
    fast wie bei Adam und Eva!

von Alfons Bauer 3




2 PERSONEN AUF EINER PARKBANK


 Ja mei, hom mir heid a schejns Wedda! So ein schejna Doch! Sie hern sie mir iberhapt zou?
A schejns Wedda homa heid, hobe gsagt! Ja, hallo, Sie?!!

Putz dei Nosn, putz dej Schouh,
bleib nird hockn, kumm gejh zou.
Wal wenn da Wind den Müllsock umkippt,
und den ganzn Dreck am Bodn asschitt,
dann kinn ma schaua, dass ma renna,
kinn ma schaua, wou ma scheißn genga.
Ja, des is schlimm, des is nird schej,
oba wos wüllst machn, in da Frejh???
 Im Bett bleim gor nird afstejh?!?
Dazou soch ich bloß owej!.
 Huarch, des Wedda is koi Grund zum gfreia,
eja a Grund zum Kotzn und zum Speia!
Also her mir af mid dem Doch,
sunst trifft mi heid nu da Schloch

Ja mei, Sie sann oba grantig. So ein schejna Doch heind.
Schauas a mal, wej mei Ekzem juckt.
Wollns a mal mein Ausschlag kratzn?
Obs a mal kratzn wolln, hobe gfrougt? Ja, hallo, Sie ?!!

Wasch dei Daschn, wasch dei Hem,
 kaf da a Creme fir dei Ekzem.
Wal wenn da Mond di mal vaschluckt,
obwohl dir dei Ausschlag juckt,
ruckzuck bist du dann verratzt,
und dann kannst schaua wer des kratzt.
Und wos dir dann gor nix nutzt, is,
wenn dir oina in Orsch asputzt.
Ja, des is nird schej, des is dreist,
wenn di da Mond einfach so verspeist!
Doch wos wüllst machn, wos wüllst dou?
D’ Hauptsach ist, du loußt mir mein Rouh!
Also schau, dast verschwinst,
und nird dauernd so dämlich grinst!
 Und her mir af mid dem Doch, oda mi trifft heid nu da Schloch!
Und mach a, wos ich dir soch, wal ich di sunst glei daschloch!

von Alfons Bauer 3




HACKL INS KREIZ

Koina woiß, wous di asloa hom.  
Jeda had d’Schnauzn voll di zu ertrong.
Warum wurdst du nu nird daschlong?
Doch etz wern andre Seitn afzong!

Du sagst, dass in meim Scheißhaus stinkt,
dass ma in meim Dreck nix mehr find.
Wos, bei mir mejst ma se ibergem?
Lang wirst du fei nimma lem!   

Na wort ner Bruada, etza gibt’s Schlech,
dann nimmt dei Lem an andan Wech!
Du Orschloch bist mir vl zu dreist,
ich zind dir mei Hackl ins Kreiz.

Ich zind dir mei Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz!
Mei Hackl grejgst ins Kreiz!

Du hast mir vor’d  Hausdir gschissn.
und hast mei Auto umgschmissn.
Wos, mei Antenna hast a verbogn?
Etza wirst oba glei daschlong!

Na wort ner Freindal, etz kumm her,
wal glei machst du gor nix mehr.
Du Krippl bist mir vl zu dreist,
ich zind dir mei Hackl ins Kreiz.

Ich zind dir mei Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz!
Mei Hackl grejgst ins Kreiz!

Du hast mir in Brejfkastn gsprengt,
gmacht, dass mei Haus niedabrennt.
Wos, du hast mir in Strom odraht?
Etz is fir di oba d’ spat!

Na wort ner Birschal, di pack ich mir,
und wenne dafir eigsperrt wir.
Du Trottl bist mir vl zu dreist,
ich zind dir mei Hackl ins Kreiz.

Ich zind dir mei Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz!
Mei Hackl grejgst ins Kreiz!
Ich zind dir mei Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz! Hackl ins Kreiz!
Mei Hackl grejgst ins Kreiz!

von Alfons Bauer 3



KEINE HAARE MEHR


Mit Hilfe einer dunklen Macht,
ist Manuela ohne Haare aufgewacht.
Und sie wundert sich im Grimm,
wo sind alle meine Haare hin?

Schnell rennt sie auf das Gartenklo,
wo schon lange ihre Mutter sitzt,
und fragt sie erbost wieso,
sie am Kopf kein Haar mehr besitzt?

Magit meint, dass hat Jürgen getan,
der seit Tagen nichts zu Essen bekam.
Er war zwar am Tisch angebunden,
doch bald sei er von dort verschwunden.

Zuerst habe er den Tisch verschluckt,
somit war er wieder frei,
dann habe er weiter gekuckt,
wo noch was zum Essen sei.

Sein Hunger führte ihn in dein Zimmer,
dort lagst du im Federschimmer,
und als er deine Läuse sah,
verzehrte er sie mit deinem Haar.

Er schmatze und er kaute,
wie er dir die Büschel ausriss.
Und knackend klangen die Laute,
wie er auf deine Läuse biss.

Er schlang förmlich immer mehr,
und fraß den ganzen Kopf dir leer.
Er fraß dich kahl, fast wie ein Schaf,
du lachtest lieb im tiefen Schlaf.

Kurz drauf hat er sich verschluckt,
dein Haar verkeilte sich im Schlund.
Epileptisch hat er wild gezuckt,
und Schaum lief aus seinem Mund.

Da musste der kleine Jürgen,
stundenlang am Boden würgen.
Und nun liegt mein lieber Sohn,
haarvergiftet auf der Intensivstation.

Ja, mein Kind, bist du jetzt zwar kahl,
so war es doch für einen guten Zweck.
Dein Aussehen ist scheißegal,
Hauptsache Jürgen ist von uns weg.

Ich näh dir jetzt eine Perücke,
reiß meinen Putzlappen in Stücke,
kleb darauf mein Achselhaar,
das wird schöner als dein Haar jemals war.

Manuela ist nicht mehr eine Lausfabrik,
und macht nicht mehr ihren Bruder satt.
Jetzt ist sie vogelscheuchenschick,
weil sie Achselhaare als Perücke hat.

von Alfons Bauer 3




AUF MEINEM DACH



Auf meinem Dach du sagst, viele Geräusche tropfen in dein Ohr,
da du oben schläfst, seit dem dein Dachhund den Verstand verlor.
Doch wenn immer du da entschwindest, da du komische Stimmen findest,
die von Blättern schrein geschrieben, die der Wind vom Baume hat vertrieben.
Doch deine Einbildung glaubt, das alles sei wahrhaft wahr
und zwitschernd meinst du Aaaaaaaahhhhhhhhh!
Doch weit gefehlt, denn ein Lachen bricht knisternd aus dem Licht:
Hahahahahahahahahahahaha! Hahahahahahah! Hahahahahahah!

Du meinest, auf meinem Dach spuket ein blutgeschwärztes Loch,
der blutige Fleck, an dem die Dachdigall deinen Dachhund niederstoch.
Dabei die Dachdigall einen Ziegel löste, der auf einem Balken döste,
um zu schmettern unumwunden, mit dem Winde ganz nach unten.
Doch dein Wissen suggeriert, das alles sei wahrlich wahr
und trällernd meinst du Aaaaaaaahhhhhhhhh!
Doch weit daneben, denn ein Lachen lacht brechend aus dem Schacht:
Hahahahahahahahahahahaha! Hahahahahahah! Hahahahahahah!

Auf meinem Dach du sagst, schläfst nächtigend du ab dann nie wieder,
denn im Schimmerlicht die Dachdigall steiget zurück und rupfet auch dir das Gefieder.
Doch hast du nicht begriffen, dass nicht die Dachdigall griff mit krummen Griffen,
sondern, dass die Fantasie mit krummer Hand, dir deine Vernunft verband?
Doch deine Glauben spricht, das alles sei nicht wahr
und hypnotisch meinst du Aaaaaaaahhhhhhhhh!
Doch weit vorbei, denn ein Lachen fällt humpelnd in deine Welt:
Hahahahahahahahahahahaha! Hahahahahahah! Hahahahahahah!

Höre! Nicht die Dachdigall, der zukünftige Kantholzwerfer wards gesein,
der mit Eckes wohl gefüllt
über alle Dächer springt und volltrunken seine Lieder brüllt.
Und trotzdem behauptest du in deiner Klage,
nur die Dachdigall kommt dafür in Frage,
doch du hast dich selbst belogen, denn niemals kam sie gefiedert angeflogen.
Und ich sehe, dass dein Aaaaaaaahhhhhhhhh! dir im Halse nun erstickt,
da ein Lachen über dich sich schwingend zum Ausbruche anschickt:
Hahahahahahahahahahahaha! Hahahahahahah! Hahahahahahah!
Hahahahahahahahahahahaha! Hahahahahahah! Hahahahahahah!


von Alfons Bauer 3




ZAHNFREI IN DIE MODERNE


Sind gesund noch alle Zähne,
hagelt es nur Spott und Häme.
Das ist schrecklich unmodern,
sie müssen faulig, schwärzer wern.

Sind sie schwarz und abgebrochen,
kein Zahnfleisch mehr am Kieferknochen,
dann isst man nur noch Suppe, Mus und Brei,
und die Zunge fühlt sich frei dabei.

Als Modell für leere Krankenkassen,
kann man Zahnkosmetik ruhig unterlassen.
Denn Amalgam und schlechte Brücken,
nähren bei weitem kein Entzücken.

Darum hat das Zähneputzen,
auch keinen allzu großen Nutzen.
Denn es verzögert nur die Hygiene,
den frühen Ausfall aller Zähne.

Wenn beim Ausatmen die Blumen welken,
die Eltern absofort im Freien zelten;
wenn der Zahnarzt sich aufs Kotzen beschränkt,
und die Zahnfee sich vor Schreck erhängt;

Wenn beim Reden entweichen Moderdämpfe,
und ein jeder erleidet Atemkrämpfe;
wenn beim Rülpsen die Vogelwelt vom Himmel kracht,
dann wurd die Zahnpflege richtig gemacht.

Im Maul soll nur die Schwärze sitzen.
Beim Sabbern muss der Eiter spritzen.
Und Zahnärzte, die darüber klagen,
werden mit dem Bohrer totgeschlagen.

Also pass gut auf und lerne,
nur zahnfrei geht es in die Moderne.
Darum aus Eigennutz und Interesse,
faulen, stinken muss die Fresse.

von Alfons Bauer 3


KÜSS MICH, DAMIT ICH STERBEN KANN

Viel zu viel von meiner Zeit verbrannt,
indem ich zu viel an dich gedacht.
Unerfüllt und Liebeskrank,
ein Schatten in ewig dunkler Nacht.

Gedanken die nur kreisen,
inständig immer nur um dich.
Um sich selbst zu beweisen,
diese Liebe wäre unendlich.

Der Beweis wollt sich nicht führen,
die Gelegenheit blieb verwehrt.
Du wolltest mein Dasein nicht küren,
du hast mich nie erhört.

Nun wo die Zeit zu Ende ist,
am Ende der Zukunftsexistenz.
Erkenn ich, du hast mich nie geküsst,
war für dich immer nur ein Gespenst.

Die Zeit ist reif – reif zu gehn,
denn nichts macht alles ungeschehn.
Mein Leben war vertan, von Anfang an,
doch küss mich damit ich sterben kann.
Küss mich, damit ich sterben kann.
Küss mich, damit ich sterben kann.
Dann wende dich ab, setz mich zurück,
und ignorier mich auch das letzte Stück.
So wie du es stets getan,
und erfreue dich an meinem Niedergang.
Küss mich, damit ich sterben kann.
Küss mich, damit ich sterben kann.

Eine Zeit, die uns nie vereinte,
da sie keine Erfüllung fand.
Jeden Traum, den die Zeit verneinte,
reißt sie nun aus meiner Hand.

Gedanken, die sich im Nichts verrannten,
um sinnlos dich zu erreichen,
da sie nur die Qual der Liebe kannten,
sterben hinab in das Reich der Leichen.

Den Sinn, den ich auf dich projizierte,
verfehlte endlos seinen Verlangen.
Und in allem, wo mein Glauben irrte,
hält der Tod ihn nun gefangen.

Es beginnen die letzten Atemzüge,
ich verstumpfe in der letzten Illusion.
War die Hoffnung an dich stets eine Lüge,
so ist sie nun tröstende Perversion.

von Alfons Bauer 3


ALBTRÄUME UND KALTER KAFFEE
 
 Unbemerkt kamst du her,
 verstellt, maskiert und freudenschwer.
 Dein wahres zweites Gesicht,
 war eine Ahnung, doch ich verstand sie nicht.
 
Ich fiel drauf rein, fiel drauf raus.
 Ich fiel um und fiel hinaus.
 Mit dir fiel ich nur noch hin, 
und hinfallen macht keinen Sinn.
 
 Du hast mein Verderben gedeckt,
 mit kaltem Kaffee, der mir nicht schmeckt;
 und genau so ist mein Traum von dir,
 kalt, und ich spür, dass ich erfrier.
  
Albträume und kalter Kaffee,
 das ist das, was ich in dir seh
.Nichts Gutes, sag ich ganz gelinde,
 gibt es, was ich in dir finde.
 Albträume und kalter Kaffee,
 gelbe Pisse im weißen Schnee.
 Endlich kann ich dich verstehn.
 Servus und auf Nimmerwiedersehn.
 
 Dein Vanilleduft hielt nur so lange an,
 bis  Seelenblut an mir herunter rann.
 Dein Wesen verlor sich in Truggeschichten,
 auf dich kann ich getrost verzichten.
 
 Die Zeit ging, die Zeit gerann,
 die Zeit war tot, von Anfang an.
 Du hast die Zeit abgestochen,
 mögest du in Pech und Schwefel kochen.
 
Du hast all mein Glück verdreckt,
 mit kaltem Kaffee, der mir nicht schmeckt;
 und genau so ist mein Traum mit dir,
 kalt, und ich weiß, dass ich nur verlier.
 
 Ein Servus ruf ich dir noch bei,
 kurz bevor ich noch mal spei. 
Ich dreh dich weg und lös dich auf,
 seh nur noch deinen grauen Rauch.
 
von Alfons Bauer 3



EIN WEIHNACHTSGEDICHT

Es ist wieder Weihnachten,
der Vater geht die Schweine schlachten.
Die Mutter hat auch viel zu tun,
köpft und rupft das Suppenhuhn.

Das kleine Baby ist Durchfallkrank,
die volle Windel verströmt Gestank.
An der Haustür bettelt das Gesindel
und bekommt die volle Windel.

Derweil im Gang die Fetzen fliegen,
da die Kinder sich bekriegen.
Die Schwester bricht des Bruders Bein
und er sticht ihr ein Messer rein.

Das gibt natürlich viel Geschrei,
schimpfend eilt Großmama herbei.
Mit Prügel werden die Kinder belehrt,
was den ganzen Lärm vermehrt.

Nur die Natur liegt still im weißen Kleid,
da es schon seit Wochen schneit.
Der Schnee mehrt beständig das Gewicht,
bis irgendwann das Dach einbricht.

Stille breitet sich nun friedlich aus,
kein Lärm kommt mehr aus dem Irrenhaus.
Oh du wunderbare Weihnachtszeit,
wie schön sind Ruhe und Besinnlichkeit.


von Alfons Bauer 3



Viele werden sich fragen, was ist dies nur für ein Tag? Doch ich kann ihnen sagen, es ist ein Dienstag.Dann werden sie fragen, was macht ein Dienstag? Darauf kann ich ihnen sagen, er vergeht. Und dann werden sie fragen, warum vergeht er? Da kann ich ihnen sagen, damit er vorbei ist.Dann werden sie ihn ehrfürchtiges Staunen verfallen und förmlich erstarren, bis der Mittwoch sie erlöst!

von Alfons Bauer 3



DAS GÄNSEBLÜMCHEN

Einst keimte ein Gänseblümchen,
keimte auf einer Wiese;
wuchs der Sonne strikt empor,
wogte sich in des Windes Brise.

Es blühte in schönster Fülle,
blühte, um die Welt zu grüßen;
unverhofft ward es zertreten,
von menschlichen Füßen.

Das Gänseblümchen stand wieder auf,
stand auf von den Toten;
reckte sich erneut zur Sonne,
und wuchs weit nach oben.

Es gedieh in seinen Farben,
gedieh in schönster Weise;
bis da kam des Jägers Hund,
und schiss es zu mit Scheiße.

Das Gänseblümchen wuchs hindurch,
wuchs in einer neuen Pracht;
blühte jetzt bei Wind und Regen
und blühte auch in der Nacht.

Ja gar herrlich stand es da,
stand da schön und unbeschwert;
unverhofft ward es gefressen,
von einem wilden Pferd.

Das Gänseblümchen ist nun weg,
hinweg von Gottes Erden;
scheinbar wuchs es doch nur,
um verzehrt zu werden.

Gnadenlos ward es verdaut,
verdaut in Eingeweiden;
da es nicht bekömmlich war,
musste das Pferd leiden.

Das Gänseblümchen war entsetzt,
setzte an zum letzten Angriff;
verschaffte dem Pferd Blähungen,
und viele Wochen Dünnpfiff.

Es hat sich an dem Pferd gerächt,
gerächt hat es sich gar sehr.
Das Pferd wurde notgeschlachtet,
frisst kein Gänseblümchen nimmermehr.

von Alfons Bauer 3



Im Land der Fettleibigen ist der Normalgewichtige magersüchtig.


von Alfons Bauer 3



ALLES IST GUT

Reden wir uns alles schön,
in der Hoffnung das es besser wird.
Notfalls mit Medikamenten,
wenn es nicht funktioniert.

Hysterisches Lachen wird gedämmt,
keimt auf und verschwindet.
Langsam wird der Geist gelähmt,
der verzweifelt sich noch windet.

Wenn das Wollen im Grabe liegt,
vor dem Zwang nicht mehr flieht;
Wenn der Geist nicht mehr schreit,
wenn er splitternd sich verbiegt;

Dann nennt man das Erfüllung,
wie sie jeder zu haben braucht.
Für Krüppel hat die Masse Platz,
wenn man in ihr untertaucht.

Das Ziel ist der wahrhafte Weg,
den andere uns aufdrängen.
Sie tun es nur für unser Wohl,
da sie uns am besten kennen.

Hurra! Wir haben uns angepasst,
von uns ist nichts mehr übrig!
Hurra! Wir stehen im Nirgendwo
und alles ist vergnüglich!

Lasst uns beieinander stehen,
und gemeinsam lügen,
dass wir so zufrieden sind,
die Welt ist ein Vergnügen.

Lasst uns an den Händen nehmen,
und gemeinsam schwören,
dass die Scheinwelt niemals bricht,
der wir angehören.

Lasst uns aneinanderketten,
und gemeinsam eiden,
dass alles ach so herrlich ist,
auch wenn wir daran leiden.

Lasst uns alle untergehen,
und gemeinsam schreien,
dass unser Dasein wir vertun,
möge Gott es uns verzeihen.

Ja, du hast die beste Warte,
um schlau zu dozieren.
Schmier auf mich deinen Senf,
um mich zu instruieren.

Sag mir, was mir fehlt zum Glück.
Sag mir, wie schön ich’s habe.
Sag mir, worauf ich mich freuen soll.
Sag, ich hab keinen Grund zur Klage.

Sag mir, dass ich undankbar bin.
Sag mir, wie lang ich was ertrage.
Doch, dass du von mir gar nichts weißt,
das steht nun außer Frage.

Sag mir, wie toll mein Leben ist.
Sag mir, ich soll nicht klagen.
Doch ich weiß, du meinst mich nicht,
bin nur die Projektion für dein Versagen.

Alles ist gut.


von Alfons Bauer 3



DER IGEL


Igel überqueren Straßen auf dem Land,
hirnlos und ohne jeglichen Verstand.
Denken nur an's Fressen und nicht viel mehr,
und missachten gar den Fernverkehr.

Kommt dann ein Auto angeschossen,
bleibt der Igel ganz unverdrossen.
Es nützt kein Hupen und kein Blenden,
und auch kein Fuchteln mit den Händen.

Denn anstatt einen Zahn zuzulegen,
fängt der Igel an sich hinzulegen
und rollt sich tief in sich hinein,
so blöd kann auch nur der Igel sein.

Trotz ungebremster Geschwindigkeit,
nimmt der Igel sich alle Zeit,
und bleibt liegen, träge, faul und matt,
doch er wird schon sehn, was er davon hat.

Pflatschend fängt er an zu knacken,
aus seinen Stacheln brechen alle Zacken.
Und wie er dabei die Autoreifen tapeziert,
wird er unentgeltlich komprimiert.

Das war zwar so nicht sein Wollen,
denn er unterschätzte das Überrollen,
Doch es geschah auch ein Wunder,
der Igel ist nun platt wie eine Flunder.

Die Welt ist erfüllt mit Gefahren.
Wer sich zusammenrollt wird überfahren.
Und solange Igel dies nicht begreifen,
tapezieren sie eben Autoreifen.

Jetzt scheint die Sonne mit großer Wärme,
auf der Straße liegen Igelgedärme.
Es laben sich die Fliegenschwärme
und das Auto fährt in weite Ferne.

von Alfons Bauer 3



MIR WACHSEN TITTEN

Es war wie ich hinter einem Baum hinschiss,
als eine Frau kam und mir in das Ohr reinbiss.
Vor Schreck hab ich die Wurst abgeklemmt,
und schmiss sie auf ihr Seidenhemd.

Schleunigst verschwand sie im Grase,
zeigte mir frech die lange Nase.
Gleich wusste ich warum sie sich freute,
umgehend war ich ihre Beute.

Zu zerren begann meine Brust,
ja, ich erlebte es ganz bewusst.
Sie blähte und schwoll und schwoll,
und die Brust wurde rundlich, weich und voll.

Mir wachsen Titten! – ich kann es nicht verstehn!
Mir wachsen Titten! – hab so was noch nie gesehn!
Mir wachsen Titten! – eine Frau hat mich infiziert!
Mir wachsen Titten! – und schon bin ich mutiert!

Sie wuchsen weiter, wegen dem Frauenbiss,
weiter, bis meine Jacke auseinander riss.
Mit nackten Busen stand ich nun da,
brauchte dringlich einen BH.

Schnell lief ich weg, woanders hin,
die Titten klatschten gegen mein Kinn.
Das Laufen wollte so nicht gelingen,
ich musst sie auf den Rücken schwingen.

Es hörte nicht auf zu schwellen,
Die Brüste wollten weiter quellen.
Es blähte und trieb und trieb,
hab nun Titten, die man vom Mond aussieht.

Mir wachsen Titten! – die Balance beginnt zu kippen!
Mir wachsen Titten! – und ganz unbestritten
hängt mir ein doppelter Zitzenschlauch,
hinab nun bis zu meinem Bauch!

Überall sind Hände, die nach mir tatschen.
Geile Rentnersäcke, die mich angrabschen.
Penner suchen Obdach unter meinen Brüsten,
und freche Kinder, die nach Milch gelüsten.

Darum, seid ihr mal beim Scheißen,
lasst euch von keiner Frau beißen.
Seht nur auf meine Hektar große Brust
und seid euch dessen stets bewusst.

von Alfons Bauer 3


EIN NEUES JAHR, AHA SCHON WIEDER

Jawoll, alle Jahre wieder, gibt es ein neues Jahr.
Da sieht man wieder mal, auf gar nichts ist Verlass. Schon wieder ein neues Jahr, und das, obwohl der Januar schon fast vorbei und vorüber ist. Immer wieder ein neues Jahr, monatlich, ja sogar täglich, ach was, stündlich, wenn man es nur sieht und es auch sehen will und nicht davor die Augen verschließt, wie vor einer tollwütigen Maus, die gerade der eigenen Schwiegermutter die mittlere Zehe abknabbert. Doch für mich, als Milleniumsentäuschten ist selbst ein neues Jahr nichts Neues. Von wegen Weltuntergang. Von wegen Apokalypse und von wegen Neujahresvorsätze.
Wer will denn heute noch einen Neujahresvorsatz vorgesetzt bekommen? Also ich nicht. Denn was Andere einem vorsetzen ist meist nur das ausgemusterte Produkt einer irgendwelchen Wahl, halberbrochenes, unausgegorenes Gedankengut, welches kein Anderer haben oder in Empfang nehmen wollte.
Deshalb setzt man sich am Besten das selber vor, was man keinem Anderen zumuten möchte, kann, darf oder will. Denn auf wen kann man sich denn heute noch verlassen? Da die Welt von gescheiterten, ignorierten Vorsätzen und aufgesetzten Vorsatzeigentümern, die entsetzt über ihre Vorsatzdurchzugslosigkeit sind, nur so wimmelt.

Aus dieser Konsequenz, und gerade aus der Konsequenz aus diesem Gedanken, setze ich mir meine Neujahresvorsätze nur noch selber vor.
Vorbei sind die Zeiten in der Neujahresselbsthilfegruppe.
Passe sind die Aktivitäten für die Aktion Neujahresvorsätze für Anfänger.
Aus und Vorüber ist die Neujahresberatung für Verstorbene.
Was soll denn der ganze Mist? Dabei kommt doch eh nichts raus! Zeitverschwendung! Da könne wir doch gleich ein Pommesfrittwettessen veranstalten!
Wenn ich meine Neujahresvornahmen nicht umsetze, weiß ich wenigstens wer daran schuld ist und wen ich verklagen muss. Deshalb ist es mir auch lieber, wenn ich mir selber ein Kind mache und nicht irgendeine komische Frau.

Vor fünf Jahren wollte ich mir eine Freundin zulegen. Das war aber nix. Damals hab ich vor einem Seniorenheim so eine flotte Biene aufgegabelt. Sei meinte, sie sei zwanzig, ledig und paarungsfreudig. Diese Aussage kam mir gleich etwas komisch, ja sogar merkwürdig vor. Ich nahm sie mit nach Hause und bügelte ihr, mit einem Bügeleisen, die ganzen Falten aus dem Gesicht. Ja, und was verbarg sich darunter? Eine strahlende neunzigjährige Oma, die nur auf mein Erbe scharf war. Ich wollte Sie natürlich gleich umtauschen, hat jedoch nicht funktioniert. Doch zum Glück wurde mir die Rückgabe nicht verweigert. Seit dem kommt mir keine Frau mehr ins Haus.

Vor vier Jahren wollte ich zum Rauchen anfangen. Das war wieder nix. Nachdem ich mir beim Anzünden der ersten Zigarette den ganzen Arm verbrannte, er ist heute noch schwarz und qualmt leicht, ließ ich dieses Bestreben sein und kaue seit dem lieber Kaugummizigaretten aus Tabak.

Vor drei Jahren wollte ich 100kg zunehmen. Das war auch wieder nix. Sobald ich die 110kg-Grenze überschritten hatte, zerriss mir meine Kleidung und ich wurde mehrer Wochen als Exhibitionist in das Nonnenkloster der Eiterekzeme und des frechen Jürgens eingesperrt. Diese Nonnen. Tststs. Die konnten sogar das "Charrhie, Charrhie komm zu uns" auswendig.

Vor zwei Jahren wollte ich meinen Haarausfall rückgängig machen. Natürlich ein weitere Griff ins Klo. Ich strengte mich an und strengte mich noch mehr. Ja, das ging solange, bis ich gar nicht mehr strengen konnte. Das Ergebnis: Überall wuchsen Haare: in meinen Gedanken, auf meinem Rücken, in der Kniekehle, aus den Ohren, aus Mund und Rachen, doch auf dem Kopf?! Ne, nicht die geringste Spur. Nur die Glatze blieb durch die permanente Anstrengung dauerrot.

Vor einem Jahr wollte ich wachsen und zwar von 1,85m auf eine Größe von über 2,03m. Es wollte aber nicht und wollte einfach nicht klappen. Dann wollte ich das Wachstum stimulieren, indem ich hohe Stöckelschuhe trug. Meinem Wachstum war das egal. Die Motivation verpuffte im Nichts der Absicht. Den einzigen Erfolg, den ich bei diesem Vorhaben erzielen konnte, war, dass ich mir beim klappernden Treppensteigen beide Beine brach. Das war vielleicht ein Spaß. So ein Gips ist wirklich praktisch, wenn man ihn nicht tragen muss.

Für dieses Jahr habe ich aus den Fehlschlägen der letzten Zeiten gelernt und habe mir nun ein realistisches Ziel gesetzt. In diesem Jahr will ich den Jeti finden. Und bei diesem Vorhaben ist es mir gleichgültig, wie viele Jahre das Jahresjahr 2009 in sich selber trägt, und mögen es Hunderte sein. Und wenn ich dieses Ziel wieder nicht erreichen sollte, so kann mir zumindest keiner vorwerfen, es hätte mir am guten Willen gemangelt. Denn wenn ich den Jeti nicht finde, dann ist das der Beweis, dass es ihn nicht gibt. Und wenn meine Vorsätze von einer höheren Gewalt zerstört werden, dann ist das so, als ob ich nie welche gehabt hätte.
Das ist auf jeden Fall immer noch besser, als sich irgendeinen Blödsinn vorzunehmen, von dem man schon im Voraus weiß, dass er zum Scheitern verurteilt ist.

von Alfons Bauer 3